Inspiration im Gewöhnlichen finden
Wenn man Fritz trifft, hat man sofort das Bedürfnis, sich mit ihm anzufreunden. Sein Charisma löst Neugier aus und führt zu interessanten Gesprächen. Wir könnten uns keinen besseren Partner vorstellen. Ein Partner, der nicht nur eine tiefe Leidenschaft für seine Arbeit hat, sondern sich auch als Teil unseres Markenaufbaus sieht.
Erzähle uns ein wenig über dich selbst und was dich zur Arbeit als Designer geführt hat.
Ich war schon immer von Handwerk begeistert und liebe es, mit den Händen zu arbeiten. Ich hatte das Glück, eine Steiner-Schule zu besuchen, die mir ermöglichte, meine Kreativität auszuleben und mehr über meine Interessen zu lernen. Ein paar Jahre später, als Teenager, fertigte ich bereits Möbel an und verbrachte einen grossen Teil meiner Freizeit damit, verschiedene Dinge zu entwerfen und zu kreieren. Zu dieser Zeit begannen meine Eltern zusammen mit einem Architekten ihr eigenes Haus zu bauen, was mich sehr faszinierte. Deshalb habe ich zunächst überlegt, Architektur zu studieren, aber ich zögerte ein wenig wegen der ganzen Mathematik, und ich wollte etwas Praktischeres. Dann traf ich einen Freund, der Industriedesign studierte und erkannte, dass ich mein Hobby zum Beruf machen könnte. Und so landete ich beim Design.
Wo findest du Inspiration für deine Arbeit?
Meine Inspirationsquelle ist nicht an einen bestimmten Ort gebunden, sondern findet sich vielmehr in alltäglichen Situationen. Zum Beispiel kann ich allein aus diesem Fenster hier eine Vielzahl von Elementen sehen, die mich inspirieren könnten. Ich sehe unter anderem eine Brücke, auf der Züge fahren. Die Brücke hat eine interessante Geometrie, mit runden Säulen und einem grossen Volumen, das darauf ruht. Oder ich sehe, wie ein Rohr mit einer Bank verbunden ist und eine schwebende Linie bildet, die die Teile miteinander verschmelzen lässt. Überall, wo ich hinschaue, sehe ich unterschiedliche Formen von Dingen in unterschiedlicher Grösse und denke automatisch darüber nach, wie sie zusammenpassen könnten. Ich denke, wenn man seine Umgebung aufmerksam betrachtet, kann man sich endlos inspirieren lassen.
Wie könnte man deinen Stil in einem Wort beschreiben?
Wenn ich meinen Design-Stil in Worten beschreiben müsste, wären es Proportionen, Spannung und Ausdruck. Ich denke, dass die Konzentration auf diese Dinge einem Objekt Tiefe verleiht. Mein Ziel ist es, den Charakter meiner Arbeit aus verschiedenen Perspektiven erkennbar zu machen. Ich versuche, Elemente in meine Designs zu integrieren, die sich je nach Betrachtungswinkel verändern und bewegen. Auf diese Weise möchte ich den Betrachter einladen, sich intensiver mit dem Objekt auseinanderzusetzen und seine versteckten Details zu entdecken.
Erzähle uns von einigen deiner abgeschlossenen und aktuellen Projekten.
Eine meiner ersten grossen Aufgaben, die es mir ermöglichte, ein unabhängiger Designer zu werden, war die Neugestaltung des Innenraums des Greulich Hotel Cafés, das ich auch mit einigen meiner eigenen Möbel ausstatten durfte. Zurzeit arbeite ich an verschiedenen Projekten, sowohl alleine als auch in Zusammenarbeit mit anderen. Vor kurzem haben meine Frau und ich eine Lampe entworfen, die auch als Kleiderständer verwendet werden kann. Ausserdem habe ich mit einem Kumpel, den ich aus dem Studium kenne, ein Studio gegründet. Wir arbeiten gemeinsam an Aufträgen, insbesondere für die Marke HAY. Wir haben gerade eine Kollektion von Sitzbänken mit dieser Marke herausgebracht!
WEEKDAY Outdoor Bänke und Tische Kollektion von Hannes & Fritz für HAY. Bild von HAY.
Wie ist deine Verbindung zum Velo?
Ich habe schon als Kind eine Leidenschaft für Velos und Mechanik gehabt. Ich war so begeistert von meinem ersten Motorrad, dass ich es gekauft habe, bevor ich 18 wurde, nur damit ich es an meinem Geburtstag offiziell fahren durfte. In letzter Zeit ist Velofahren noch wichtiger für mich geworden. Ich benutze mein Bullitt Cargobike täglich und lege damit über 2000 km pro Jahr zurück. Ich fahre mit meinen Kindern durch Zürich oder transportiere Material für meine Arbeit. Neben den praktischen Vorteilen des Velofahrens betreibe ich damit auch Sport. Es macht unheimlich Spass und gibt mir einen Adrenalinstoss, den ich beim Rennen nie erlebe.
Wie sieht es mit der Zusammenarbeit mit MONoPOLE aus?
Ich habe Nicola vor etwa zehn Jahren kennengelernt, als ich an der Designschule in Zürich studierte. Es war eine dieser Situationen, in denen man spürt, dass eine Zusammenarbeit etwas Besonderes hervorbringen würde. Unsere Wege kreuzten sich dann aber erst neun Jahre später erneut, als Nicola mir sein Toolbike, das MONoPOLE, vorstellte. Ich war sofort von seinem Look und dem leicht asymmetrischen, eigenständigen Rahmen beeindruckt. Da ich bereits einen persönlichen Bezug zu Cargobikes hatte, war ich sofort am Projekt interessiert.
Während des Designprozesses versuchte ich, den Cargo Racks Charakter zu verleihen, aber sie trotzdem praktisch zu halten. Ich glaube, dass die von uns geschaffenen Anbauteile ihre eigene Persönlichkeit und eine gewisse Fragilität haben, obwohl sie viel Gewicht tragen können. Dieses Paradoxon gefällt mir wirklich gut. Die Gepäckträger sind so konzipiert, dass sie zur Geometrie des Fahrrads passen. Als ich daran arbeitete, war ich mehr auf die Gesamterscheinung und die Ausdrucksweise konzentriert als auf die genaue Einhaltung der vorhandenen Winkeln des Rahmens.
Der Shopper Cargo Rack
«Ich glaube, dass die von uns geschaffenen Anbauteile ihre eigene Persönlichkeit und eine gewisse Fragilität haben, obwohl sie viel Gewicht tragen können. Dieses Paradoxon gefällt mir wirklich gut»
Was ist das Objekt, das du gerne mit dem MONoPOLE transportieren würdest?
Ein Stuhl! Das mag sich sehr auf meine Arbeit beziehen, jedoch habe ich bisher keine angenehme Möglichkeit gefunden, Stühle mit einem Cargobike zu transportieren. Sowohl eine Möglichkeit zu finden, Kinder mit dem MONoPOLE zu transportieren, als auch ein einfacheres Anbringen von Taschen an den Racks, fände ich eine spannende Herausforderung, die wir angehen könnten. Ich freue mich sehr darauf, weiterhin mit Nicola und dem Team zusammenzuarbeiten, um das MONoPOLE so zu erweitern, um neue Bedürfnisse abdecken zu können.
Der Platform Cargo Rack
Welche Rolle spielt deiner Meinung nach Design bei der Transformation der urbanen Mobilität?
Ich denke, Design hat ein grosses Potenzial, Städte zugänglicher, effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Gutes Design verbessert das Nutzererlebnis. Sicherheit ist ein entscheidender Faktor in diesem Kontext. Ich denke, man fühlt sich eher zu einem Objekt angezogen, das sich sicher anfühlt. Leider hält die Angst, viele Menschen noch davon ab, in der Stadt Velo zu fahren. Gutes Design kann dazu beitragen, diese Angst zu verringern und das Velofahren attraktiver zu machen. Durch gutes Design können wir die urbane Mobilität verbessern und die Stadt für alle lebenswerter machen.